BlogNova Scotia – Leuchttürme, Häfen und Hummer!

Nova Scotia – Leuchttürme, Häfen und Hummer!

Eine Rundreise durch den Süden von Nova Scotia besticht durch pittoreske Fischerdörfer, maritime Geschichte und kulinarische Genüsse – auch Schatzsucher kommen auf ihre Kosten.
Ein Gastbeitrag vom in Kanada lebenden Journalisten Jörg Michel 

Die Tour beginnt mit einem Ruck. Wir klammern uns an den Sitzen fest und schon plumpst der Harbour Hopper mit einem Spritzer von der Hafenkante in den Atlantik. Ab jetzt geht es mit dem amphibienähnlichen Fahrzeug schwimmend durch das Hafenbecken von Halifax, vorbei an Segelschiffen, Stegen und Kneipen, die Skyline der größten Stadt in Atlantik-Kanada immer im Blick.

Die spritzige Rundfahrt mit dem Harbour Hopper ist der Auftakt unserer Rundreise durch den Süden von Nova Scotia. Während das blau-grüne Gefährt durch die Fluten pflügt, taucht die Kapitänin in die Geschichte ein: 1749 gründeten die Briten hier einen Marinestützpunkt, heute beheimatet Halifax den viertgrößten Containerhafen Kanadas und die Atlantikflotte der kanadischen Streitkräfte.

Wir verlassen Halifax entlang der Küste in Richtung Süden. In Nova Scotia gibt es insgesamt 160 Leuchttürme; einer der bekanntesten ist der achteckige Leuchtturm von Peggy’s Cove, etwa eine Stunde von Halifax entfernt. Bereits am frühen Morgen sind zahlreiche Fotografen vor Ort und haben ihre Stative aufgebaut, um Aufnahmen vom Sonnenaufgang zu machen.        

Peggy’s Cove ist ein pittoreskes Fischerdorf wie aus dem Bilderbuch. Unweit des Leuchtturms dümpeln Fischkutter, bunte Hummerfallen stapeln sich auf sattgrünem Gras, an vielen Holzhäuschen blättert die Farbe ab. An einer Leine wippen orangefarbene Bojen im Wind. Kaum ein Küstendörfchen Kanadas wird so häufig fotografiert wie Peggy’s Cove.

Auch die kleine Insel Oak Island in der Mahone Bay sorgt für Gesprächsstoff. Unser Skipper berichtet während einer Fahrt mit seinem Ausflugsboot, dass sich angeblich ein wertvoller Schatz auf der Insel befinden soll. In Nova Scotia erzählt man sich, dass dort bereits seit über zweihundert Jahren nach diesem Schatz gesucht wird – und noch immer sind Baggerarbeiten im Gange.

Genaues über den Schatz weiß man nicht. Einige Quellen vermuten, der schottische Freibeuter Captain Kidd habe dort vor seiner Hinrichtung Beute verborgen. Andere meinen, der englische Admiral Francis Drake habe an diesem Ort seinen Silberschatz vergraben, bevor er gegen die spanische Armada kämpfte. Beweise für das eine oder andere gibt es keine; die Überlieferungen aber bestehen weiter.

Ankunft in Lunenburg, einer der ältesten deutschen Siedlungen in Kanada. Die Stadt wurde 1753 gegründet; zu den ersten Bewohnern zählten protestantische Einwanderer aus der Pfalz, Württemberg und der Schweiz. Auf dem Weg zum Hafen passieren wir Straßen mit deutschen Namen wie Kaulbach Street, Schwartz Street und Linden Avenue.

Im Hafen liegt die „Bluenose II“, ein bekannter Schoner, dessen Vorgänger auf der kanadischen Zehn-Cent-Münze abgebildet ist. Das Schiff mit den weißen Segeln und einem polierten Holzdeck startet in der Regel zweimal täglich zu Hafenrundfahrten. Vom Deck aus sind die Häuserfassaden, Museen, Restaurants und Kunstgalerien von Lunenburg zu sehen.

Am folgenden Morgen verlassen wir die South Shore und fahren ins Landesinnere von Nova Scotia. Unser Ziel ist der Kejimkujik-Nationalpark, dessen Name in der Sprache der Mi’kmaw-Ureinwohner „kleine Elfen“ bedeutet. Diese Bezeichnung ist treffend, da das Schutzgebiet mit seinen bewaldeten Seenlandschaften, Sümpfen und Flussläufen an einen märchenhaften Wald erinnert.

Barfuß nähern wir uns einer Ansammlung von Felsen, in die die Mi’kmaw vor 300 bis 1000 Jahren Petroglyphen eingraviert haben. Einige dieser Ritzbilder – darunter Boote, Kanus und Soldaten – sind vom Wasser bedeckt. Im Park befinden sich etwa 500 dieser Darstellungen. Jahr für Jahr verblassen sie mehr. Für die Ureinwohner ist das ein natürlicher Prozess, der normale im Kreislauf der Natur.

Die kulinarischen Spezialitäten von Nova Scotia erleben wir an der Bay of Fundy. Die Bucht, die zwischen Nova Scotia und New Brunswick liegt, zeichnet sich durch die weltweit höchsten Gezeiten aus, die eine Höhe von bis zu 15 Metern erreichen. Bekannt ist sie auch für große Exemplare des Hummers.

In Halls Harbour, einem traditionellen Fischerdorf mit kleinem Hafen und weißen Holzhäusern auf Stelzen, finden wir eine Hummerhütte. In der Gaststätte werden die frisch gefangenen Tiere lebend gehalten und später in Kübeln auf dem offenen Feuer oder auf einem Propangasgrill zubereitet. In Halls Harbour sind die Schalen bereits geknackt. Wer will, kann sich den Hummer auch selbst zerlegen.

Gesagt, getan. Wir haben mit der Faust auf die Klauen. Die Kruste bricht auf, das gekochte Fleisch quillt hervor. Mit einem Zahnstocher kratzen wir das Fleisch aus der Schale und verspeisen es kurzerhand mit den Fingern. Besteck? Das ist in Nova Scotia nicht üblich. Also greifen wir einfach mit den Händen zu – das helle, feste Fleisch schmeckt köstlich.

Köstlich sind auch die Weine in Nova Scotia. Weine? Wirklich? Dieses Achselzucken bekommen die Winzer der Grand Pré Kellerei im Annapolis Valley häufig zu sehen. Dabei gibt es in Nova Scotia über 20 Weingüter – und Grand Pré ist die älteste. Vor allem weiße Rebsorten gedeihen gut im kühlen Klima am Atlantik Kanadas. Der Chardonnay-Sekt jedenfalls schmeckt ganz wunderbar.

ENDE

Bilder zur Reise

Informationen:
Schreiben Sie uns von Canada Dream Tours Ihre Reisewünsche: mail@canadadreamtours.de 
Gerne organisieren wir für Sie Reisen z.B. ab/bis Halifax und bieten Ihnen eine individuell gestaltete Mietwagen- oder Wohnmobiltouren in der Region an. Besuchen Sie auch unsere Webseite:  Mietwagentouren in Atlantikkanada

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Jörg Michel
arbeitet als freier Journalist, Buchautor und Auslandskorrespondent in Kanada. Nach über zehn Jahren bei einer Tageszeitung in Berlin war er 2010 nach Kanada ausgewandert. Dort lebte er unter anderem in Banff, Jasper und Victoria bevor er nach Calgary zog. In Kanada hat er alle Provinzen und Territorien bereist, meist mehrmals. Im 360-Grad-Verlag sind von ihm zwei Reiseführer „abseits der ausgetretenen Pfade“ erschienen: einer über Alberta, einer über British Columbia.

Auf Social Media finden Sie ihn auf Facebook (@storiescanada) und Instagram (joerg_stories_canada)
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