Bären in Kanada in freier Natur

Veröffentlicht am 05.06.2024

Robert
Tiere-Bär

Verhaltensweisen zu Bären in Kanada – Erfahrungen und Empfehlungen

Unser Kollege und „Kanadier“ Armin Portele berichtet!

 

Liebe Kanada-Freunde und Reisekunden.

Zum Land Kanada verbindet man viele persönliche Vorstellungen und Bilder, wie z.B. zweitgrößtes Land der Erde, wenig Menschen im Vergleich zu Deutschland, viele Nationalitäten, hohe Gastfreundlichkeit und natürlich ganz, ganz viel Natur. Und dazu gehört auch die vielfältige Tierwelt. 

Das Thema Tierwelt ist sehr wichtig und durch unsere vielen Reisen, privat oder mit unseren Reisegruppen, bekamen wir ganz viel unterschiedliche Verhaltensweisen von Menschen mit. Manches ist nachvollziehbar, anderes überhaupt nicht. Jeder, der in der Natur ist, ist „Gast“ darin. Und so sollten wir uns auch verhalten. Voller Respekt und Verständnis für die Natur, die Tierwelt und das Land.

Ein sehr wichtiges Thema sind die Bären in Kanada, da sie in großer Anzahl in freier Natur leben und Teil der Kultur sind. Sie gehören mit all ihren Vor- und Nachteilen dazu und sind ein wichtiger Part für den Kreislauf der Natur. Wir Menschen müssen lernen die Bären zu verstehen. Ja, wir kommen in deren Lebensraum und sind dort nur Gäste. Wir sollten uns so verhalten, dass wir die Tiere, die Natur und somit auch uns schützen.

Tiere-Bär

Bären sind wilde Tiere und je nach deren Erfahrungen und Situation unberechenbar. Insoweit können wir nur Basis- und eigene Erfahrungen über deren Verhalten ansprechen.

Ja, wir kennen das durch unsere Touren. Jeder möchte super tolle Fotos von Bären machen. Und wir erleben eben auch, dass viele Reisende die wildesten Aktivitäten unternehmen, die wir für unverantwortlich halten. Ein Bär ist ein wildes Tier, er ist grundsätzlich Einzelgänger und versucht den Kontakt zum Menschen zu vermeiden. Das bedeutet, dass er für sich instinktiv auch immer einen sicheren Rückweg benötigt. 

Also bitte, bitte nicht um des Fotos willen, die Regeln brechen und einem Bären zu nahekommen, ihm nachzugehen oder sogar in die Enge treiben. Das macht ihn Aggressiv und unberechenbar in seinem Verhalten. Trotz seiner geglaubten Behäbigkeit und gelassenem Aussehen ist er viel schneller als ein Mensch und das Wegrennen macht kaum einen Sinn. Also bitte immer gute 100 m Abstand halten. Vor allem die Bären nicht Anfüttern. Egal wo. In den kanadischen Parks ist es gesetzlich verboten, Tiere zu füttern oder auch in irgendeiner Weise zu stören.

Tiere-Bär-Camper-Auto

Manchmal bemerken wir, dass Bären aus Autos heraus Futter zugeworfen wird. Vor allem auf den touristischen Highways im Frühjahr, wenn Bären an den Straßenrand kommen, um das Streusalz vom Winter aufzulecken. Wenn wir Tiere füttern, verändern wir bei diesen Bären seine Erfahrungen. Futter ist anlockend und für beide Seiten dann gefährlich – lebensgefährlich! 
Der Bär wird unberechenbar und wir können ihn nicht mehr einschätzen. Je mehr sich ein Bär an den Menschen gewöhnt, desto näher kommen sie an den Müll. Sie können sich ausmalen, wie der Ablauf ist, wenn ein Bär lernt, dass Lebensmittel einfache Beute sind. Zuerst in freier Natur, dann in den Parks, auf Wanderrouten, auf Campgrounds und weiter bis zu menschlichen Siedlungen. 

Tiere-Bär

Ein guter Freund wohnt in Nord-Vancouver, nahe den Wäldern. Seine Kameras zeigen häufig, wie sich Bären nachts um das Haus bewegen, um an Futter zu kommen. Bären riechen gut und sind bei der Futtersuche auch sehr kreativ.
Selbst hatte ich die Erfahrung bei einer privaten Wanderung auf dem „Juan de Fuca Marine Trail“ auf Vancouver Island. Wir hatten alle Vorsichtsmaßnahmen besprochen und auch wie wir mit Essen und Abfällen umgehen müssen. Es hat scheinbar alles wunderbar geklappt. Ab ins kleine Zelt zum Schlafen. Nachts hörten wir Geräusche an unserem Zelt. Sofort begannen wir ruhig und kräftig zu sprechen, Taschenlampe an und machten Geräusche. Das Herz klopfte. Nach kurzer Zeit wurde es wieder still. 

Der Schlaf war unterbrochen und blieb auch unterbrochen bis zum Morgengrauen. Vorsichtig gingen wir aus dem Zelt und beobachteten erstmal die Umgebung. Dann ein Blick um unser Zelt. Und … ja wir sahen die Kratzer von einer Bärentatze am unteren Rand des Zeltes. Übrigens gibt es dieses Zelt immer noch und auch die Kratzer sind noch zu sehen. 
Wie konnte das passieren und was war der Grund für den ungebetenen Gast? 
Als wir uns dann die Zähne putzten, kroch mein Kollege ins Zelt und kam mit seiner Zahnpastatube raus. Ich fragte ihn, wo er die denn jetzt her hat. Und dann war das Rätsel gelöst und alles klar! Eine Zahnpasta ist für einen Bären im Geruch ein lebensmittelähnliches Produkt und gehört, wie ein Lebensmittel versorgt und keinesfalls nur so verlegt, wie in diesem Fall nachts im Zelt. Das wird nicht wieder passieren. Wir hatten Glück.

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Wanderungen in freier Wildbahn

Dann schreiben wir Euch für diesen Part ein paar Informationen zum Verhalten auf: 

  1. Zuallererst muss uns Menschen bewusst sein, dass wir uns im Gebiet der Natur und somit der Tiere befinden. Wir sind dort „Gast“. Respektiert dies, verhaltet Euch entsprechend, seid dort immer wachsam und konzentriert.
  2. Erkundigt Euch unbedingt immer vor Ort über die Tiere der Gegend und fragt nach entsprechenden Vorkommnissen und Verhaltensweisen. Besonders im Frühjahr, wenn Bären aus dem Winterschlaf erwachen, hungrig sind und später dann auch auf ihre Jungtiere aufpassen.
  3. Wandert nicht alleine. Schaut, dass Kinder nah bei den Erwachsenen bleiben. Haustiere (Hunde) sollten an der kurzen Leine sein.
  4. Vermeidet es, in der Dämmerung oder nachts zu wandern. Bleibt auf den markierten Wanderwegen und beachtet immer die Warnhinweise.
  5. Mit Bären, vor allem in touristischen Gebieten, gibt es keine Standardempfehlung, da sich die Tiere, je nach deren Erfahrungen, immer anders verhalten. Sie sind letztendlich unberechenbar.
  6. Grundsätzlich meiden Bären den Kontakt mit den Menschen und sind überwiegend Einzelgänger.
  7. Bären möchten nicht überrascht werden, also macht beim Wandern immer Geräusche, wie z.B. lautes Unterhalten, singen, gerne auch ein Glöckchen oder andere Dinge die Geräusche von sich geben.
  8. Beachtet, dass Euch der Bär bei Gegenwind nicht riechen kann und bei einer Begegnung er dann genauso überrascht ist wie ihr. Die Reaktion ist unberechenbar.
  9. Beobachtet während der Wanderung immer sehr aufmerksam die Umgebung und halten nach Spuren von Bären Ausschau.
    Wenn eindeutige Zeichen für aktuelle Bärenaufenthalte zu erkennen sind, gibts nur eines: verlasst diese Gegend sofort!
    Was erkennt man sofort: am Boden sind es Tatzenabdrücke, umgewühlte Erde und Steine, die Losung (Kot), an den Bäumen findet Ihr evtl. zerfetzte Rinde und auch Haare.
  10. Seid besonders vorsichtig, wenn Ihr Tierkadaver seht. Vor allem wenn es größere Kadaver sind. Auch Bären möchten sich ihr Essen nicht nehmen lassen und verteidigen es! Verlasst die Gegend sofort und bleibt aufmerksam.
  11. Bleibt Ihr über Nacht vor Ort, z.B. im Zelt, gilt grundsätzlich folgendes:
    Lagerfeuer und Lebensmittel ca. 100 m abseits der Schlafstelle nutzen. Lebensmittel und lebensmittelähnliche Gerüche (z.B. auch Zahnpasta) unbedingt immer in den meist dafür vorgesehenen Proviantcontainern verstauen. Sollte das nicht machbar sein gibt es die Möglichkeit diese sicher in mindestens 4 m Höhe an ein Seil zu binden, das zwischen zwei weiter auseinanderliegenden Bäumen angebracht ist. Bären sind gute Kletterer und versuchen alles um da dranzukommen.
  12. Gleiches gilt für den Abfall: Idealerweise luftdicht verschließen und auch hoch in den Bäumen unerreichbar für die Bären aufhängen.
    Später dann ordnungsgemäß entsorgen. Auf gar keinen Fall vergraben. Gerüche locken Bären an!

Alaska-Bär - Christine

Solltet Ihr doch einmal Bärenkontakt bekommen!

Wie schon erwähnt gibt es keine Sicherheit im Umgang mit Bären in der freien Natur, jedoch ein paar Grundregeln, die helfen. Es kommt auch darauf an, wie weit man weg ist.
Bären möchten gar keinen Kontakt mit Menschen und drohen erst einmal durch die unterschiedlichsten Verhaltensweisen: Aufrichten, Ohren anlegen, mit der Nase schnuppern, Maul aufreissen, Brummen oder evtl. auch mit ein paar schnellen Sprüngen Euch näherkommen.

  • Bleibt ruhig und kein Panikverhalten. 
  • Dem Bären nicht direkt in die Augen schauen, jedoch beobachten.
  • Macht Euch möglichst groß, z.B. die Hände über den Kopf nehmen. 
  • Macht keine schnellen Bewegungen oder Gesten.
  • Geht langsam und sicher rückwärts und behaltet den Bären im Blick. 
  • Nicht wegrennen. 
  • In ruhigem und kräftigem Ton sprechen, nicht schreien.
  • Kleine Kinder sofort auf den Arm nehmen.
  • Rucksack zur Sicherheit anbehalten.
  • Gebt dem Bären die Möglichkeit, dass er selbst einen freien Rückzug hat.
  • Sollte der Bär doch angreifen, dann schreit laut und verteidigt Euch. 
  • Bärenspray ist eine Möglichkeit. Bitte unbedingt im Vorfeld lernen, wie man das Bärenspray richtig benutzt.
  • Versucht möglichst auch einen Wanderstock dabei zu haben um diesen als Abwehr nutzen zu können, wenn notwendig.
  • Alle weiteren Empfehlungen sind reine Vermutungen.
    Das sogenannte „Totstellen“ bei einem Bärenangriff ist eine sehr individuelle Aktion und setzt hohe Risikobereitschaft voraus. Ob der Bär dann nicht weiter angreift, ist abhängig von der Situation. Weiter können wir hier keine Empfehlungen geben, da wir hier keinerlei eigene Erfahrungen haben.

Tiere-Bär-campen-Camper

Noch ein paar Worte zum Verhalten auf einem Campground.

Steht Ihr mit einem Camper auf dem Campground gelten auch dort die gleichen Vorsichtsmaßnahmen. Für Bären ist ein Campground auch Nahrungssuche.
Traditionell wird immer viel draußen gegrillt und somit sind Gerüche von Lebensmitteln für die Bären ein Lockmittel.

  • In der Regel gibt es auf Campgrounds bärensichere Abfallcontainer. 
  • Keine Lebensmittel offen rumliegen lassen. Immer luftdicht verschließen und idealerweise in den Kühlschrank, ins Eisfach oder eine kalte Kühlbox. 
  • Nach dem Grillen sollte auch der Grill richtig gesäubert werden und auch das Spülwasser und andere Reinigungsutensilien an den davor vorgesehenen Stellen zu entsorgen. Bären riechen sehr gut und sind auf Futtersuche.
  • Bären auf einem Campground sind gefährlich, da sie sich schon an Menschen gewöhnt haben, somit unerschrockener sind und zu nah auf uns zukommen.
  • Häufig gehen sie nachts auf Futtersuche.
  • Bitte Eure Haustiere auch dort nicht frei alleine in die Wildnis laufen lassen. 
  • Bleibt grundsätzlich immer aufmerksam.

 

Abschließend können wir Euch nur empfehlen, dass Ihr dieses wunderbare Land mit der Natur und seinen Tieren mit Respekt und entsprechender Vorbereitung genießt. 

Euch wünschen wir einen wunderbaren Aufenthalt in Kanada und am liebsten mit einer geführten Tour von uns.
Euer Team von Canada Dream Tours.

 

Hier noch ein paar Bärenbilder zum anschauen. Viele Bilder sind von uns, von Freunden oder unseren Kunden

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